Besitzen Sie diesen Inhalt bereits, melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.

Dokumentvorschau
BFH Urteil v. - II R 24/21 BStBl 2023 II S. 1060

Gesetze: AO § 89 Abs. 2; AO § 174 Abs. 4; GrEStG § 1 Abs. 3 Nr. 2; GrEStG § 3 Nr. 2 Satz 1; GrEStG § 4 Nr. 1; ErbStG § 7 Abs. 1 Nr. 1; GG Art. 140; WRV Art. 137 Abs. 3; WRV Art. 138 Abs. 2; CIC can. 515 § 2, can. 121; KathKiGemVbgBek NW § 1; KathKiGemVbgBek NW § 4; KathKiGemVbgBek NW § 6;

Grunderwerbsteuer bei Zusammenlegung und Neuerrichtung von Kirchengemeinden

Leitsatz

1. Hat das Finanzamt aufgrund irriger Beurteilung des Sachverhalts in einem Feststellungsbescheid den Zeitpunkt des grunderwerbsteuerbaren Erwerbsvorgangs fehlerhaft angegeben und wurde der Feststellungsbescheid deshalb in der Folge wegen Rechtswidrigkeit gerichtlich aufgehoben, kann es nach § 174 Abs. 4 Satz 1 und 3 der Abgabenordnung in einem weiteren Feststellungsbescheid die richtigen steuerlichen Folgerungen aus der Aufhebung innerhalb eines Jahres nach Aufhebung des Feststellungsbescheides ziehen.

2. Führt die Errichtung einer neuen Kirchengemeinde durch Vereinigung anderer Kirchengemeinden dazu, dass sich unmittelbar oder mittelbar mindestens 95 % (heute: 90 %) der Anteile an grundbesitzenden Gesellschaften bei der neu errichteten Kirchengemeinde vereinigen, unterliegt diese Anteilsvereinigung zu dem Zeitpunkt nach § 1 Abs. 3 Nr. 2 des Grunderwerbsteuergesetzes (GrEStG) der Grunderwerbsteuer, an dem die staatliche Anerkennung wirksam erteilt wird.

3. Die Besteuerung der Vereinigung von mindestens 95 % von Anteilen an grundbesitzenden Gesellschaften nach § 1 Abs. 3 Nr. 2 GrEStG als Folge der staatlich anerkannten Bildung oder Veränderung von Kirchengemeinden verstößt nicht gegen das verfassungsrechtlich garantierte kirchliche Selbstbestimmungsrecht (Art. 140 des GrundgesetzesGG— i.V.m. Art. 137 Abs. 3 der Verfassung des Deutschen Reichs —WRV—) und auch nicht gegen die verfassungsrechtlich garantierte Kirchengutsgarantie (Art. 140 GG i.V.m. Art. 138 Abs. 2 WRV).

4. Erhält im Zuge der Vereinigung von Kirchengemeinden die neu errichtete Kirchengemeinde Vermögenswerte, liegt keine freigebige Zuwendung der Gesellschaftsanteile von den aufgelösten Kirchengemeinden an die neu errichtete Kirchengemeinde im Sinne der Steuerbefreiungsvorschrift des § 3 Nr. 2 Satz 1 GrEStG vor.

5. § 4 Nr. 1 GrEStG ist nur auf den Erwerb von Grundstücken, nicht auf Anteilsvereinigungen anzuwenden.

Tatbestand

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BFH:2023:U.100523.IIR24.21.0- 6 -

Fundstelle(n):
BStBl 2023 II Seite 1060
BFH/NV 2023 S. 1278 Nr. 10
BFH/PR 2023 S. 373 Nr. 12
BFH/PR 2023 S. 374 Nr. 12
DStR-Aktuell 2023 S. 13 Nr. 35
DStRE 2023 S. 1190 Nr. 19
DStRE 2023 S. 1196 Nr. 19
ErbStB 2023 S. 313 Nr. 11
ErbStB 2023 S. 314 Nr. 11
StuB-Bilanzreport Nr. 18/2023 S. 759
StuB-Bilanzreport Nr. 18/2023 S. 759
UVR 2023 S. 328 Nr. 11
wistra 2023 S. 5 Nr. 10
MAAAJ-47404

In diesem Produkt ist das Dokument enthalten:

SIS Datenbank