Widerruf der Gestattung der Ist-Besteuerung wegen Missbrauchs; Entstehung und Ausübung des Rechts auf Vorsteuerabzug
Leitsatz
1. Falls ein Leistungsempfänger bereits zur Vornahme des Vorsteuerabzugs berechtigt ist, obwohl beim leistenden Unternehmer aufgrund der Gestattung der Ist-Besteuerung noch keine Umsatzsteuer entstanden ist, beruht dies umsatzsteuerrechtlich nicht auf einer missbräuchlichen Gestaltung durch die am Leistungsaustausch beteiligten Steuerpflichtigen, sondern auf einer unzutreffenden Umsetzung oder Anwendung des Art. 167 MwStSystRL durch den Mitgliedstaat Deutschland.
2. Es bleibt offen, ob der Begriff „geschuldet“ im Sinne des § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 1 UStG im Lichte des EuGH-Urteils Grundstücksgemeinschaft Kollaustraße 136 - C-9/20 (, Rz 49) sowie der Art. 167, Art. 179 Satz 1 MwStSystRL eine zeitliche Komponente enthält und deshalb dahin gehend zu verstehen ist, dass die Umsatzsteuer vom Leistenden schon geschuldet werden muss, um vom Leistungsempfänger als Vorsteuer abgezogen werden zu können (und daher vom Leistungsempfänger noch nicht abgezogen werden darf, solange sie vom Leistenden noch nicht geschuldet wird).
Fundstelle(n): BStBl 2024 II Seite 887 BB 2023 S. 2901 Nr. 50 BB 2024 S. 1241 Nr. 22 BB 2024 S. 1241 Nr. 22 BB 2024 S. 98 Nr. 3 BBK-Kurznachricht Nr. 1/2024 S. 5 BBK-Kurznachricht Nr. 1/2024 S. 5 BFH/NV 2024 S. 257 Nr. 2 BFH/PR 2024 S. 85 Nr. 3 BFH/PR 2024 S. 85 Nr. 3 DB 2023 S. 2993 Nr. 51 DStR 2023 S. 2724 Nr. 49 DStRE 2024 S. 52 Nr. 1 StBp 2024 S. 272 Nr. 9 StBp 2024 S. 275 Nr. 9 StuB-Bilanzreport Nr. 1/2024 S. 40 StuB-Bilanzreport Nr. 1/2024 S. 40 StuB-Bilanzreport Nr. 4/2024 S. 136 UR 2024 S. 68 Nr. 2 UStB 2024 S. 10 Nr. 1 UStB 2024 S. 9 Nr. 1 LAAAJ-54220