Zinsanspruch bei Erstattung unionsrechtswidriger Einfuhrabgaben
Leitsatz
1. NV: Ein unionsrechtlicher Zinsanspruch besteht auch dann, wenn nationale Verfahrensrechte wie Aussetzung der Vollziehung oder kostenfreie Rechtsbehelfe genutzt werden konnten (Anschluss an Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union —EuGH— Gräfendorfer Geflügel und Tiefkühlfeinkost vom - C-415/20, C-419/20 und C-427/20, EU:C:2022:306; Senatsurteil vom - VII R 29/21, VII R 17/18, BFHE 279, 1, BStBl II 2023, 803).
2. NV: Art. 116 Abs. 6 des Zollkodex der Union (UZK) schließt den Zinsanspruch nicht aus, wenn die fehlerhafte Abgabenerhebung auf intensiver, aber rechtsfehlerhafter behördlicher Prüfung beruht (Anschluss an EuGH-Urteile Gräfendorfer Geflügel und Tiefkühlfeinkost vom - C-415/20, C-419/20 und C-427/20, EU:C:2022:306, Rz 73, und Wortmann vom - C-365/15, EU:C:2017:19, Rz 25). Die bloße Durchführung einer elektronischen Risikoanalyse im Rahmen der Zollabfertigung nach Art. 46 UZK stellt keine solche Überprüfung der Zollanmeldung dar.
3. NV: Die Modalitäten für die Verzinsung unionsrechtswidrig erhobener Abgaben sind zwar Sache des nationalen Rechts, müssen aber den unionsrechtlichen Grundsätzen der Äquivalenz und Effektivität genügen (Anschluss an EuGH-Urteil Gräfendorfer Geflügel und Tiefkühlfeinkost vom - C-415/20, C-419/20 und C-427/20, EU:C:2022:306, Rz 71 und 74).
Fundstelle(n): BB 2025 S. 2070 Nr. 37 BFH/NV 2025 S. 1464 Nr. 11 DStR-Aktuell 2025 S. 8 Nr. 38 UStB 2025 S. 317 Nr. 10 UStB 2025 S. 317 Nr. 10 CAAAJ-99046