Wahrscheinlichkeit des Bestehens der Verbindlichkeit und der
Inanspruchnahme als Voraussetzung für eine
Verbindlichkeitsrückstellung
Leitsatz
1. Das Bestehen einer ungewissen
Verbindlichkeit ist wahrscheinlich, wenn nach den am Bilanzstichtag objektiv
gegebenen und bis zur Aufstellung der Bilanz subjektiv erkennbaren
Verhältnissen mehr Gründe dafür als dagegen sprechen. Ein gegen
eine dritte Person in einer vergleichbaren Sache ergangenes erstinstanzliches
Urteil genügt für sich allein noch nicht, um für das Bestehen
einer entsprechenden Verbindlichkeit überwiegende Gründe annehmen zu
können.
2. Eine Inanspruchnahme ist
wahrscheinlich, wenn der Steuerpflichtige ernstlich damit rechnen musste, aus
der Verpflichtung in Anspruch genommen zu werden. Er darf im Hinblick auf seine
Inanspruchnahme nicht die pessimistischste Alternative wählen; auch
für die Inanspruchnahme müssen mehr Gründe dafür als
dagegen sprechen.
3. Als „wertaufhellend”
sind nur die Umstände zu berücksichtigen, die zum Bilanzstichtag
bereits objektiv vorlagen und nach dem Bilanzstichtag, aber vor dem Tag der
Bilanzerstellung lediglich bekannt oder erkennbar wurden. Der zu beurteilende
Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung ist daher auf die am
Bilanzstichtag —objektiv— bestehenden Verhältnisse zu beziehen
(Anschluss an
,
BFHE 197, 530,
BStBl II 2002,
688).
Diese Entscheidung steht in Bezug zu
Fundstelle(n): BStBl 2006 II Seite 371 BB 2006 S. 483 Nr. 9 BB 2006 S. 543 Nr. 10 BB 2007 S. 36 Nr. 1 BBK-Kurznachricht Nr. 5/2006 S. 232 BFH/NV 2006 S. 856 Nr. 4 BStBl II 2006 S. 371 Nr. 8 DB 2006 S. 536 Nr. 10 DB 2007 S. 28 Nr. 27 DStRE 2006 S. 382 Nr. 6 DStZ 2006 S. 173 Nr. 6 DStZ 2006 S. 195 Nr. 6 EStB 2006 S. 88 Nr. 3 FR 2006 S. 474 Nr. 10 GStB 2006 S. 10 Nr. 3 HFR 2006 S. 561 Nr. 6 INF 2006 S. 243 Nr. 7 NJW-RR 2006 S. 1039 Nr. 15 NWB-Eilnachricht Nr. 8/2006 S. 558 SJ 2006 S. 26 Nr. 7 StB 2006 S. 122 Nr. 4 StBW 2006 S. 2 Nr. 5 StuB-Bilanzreport Nr. 6/2006 S. 235 WPg 2006 S. 385 Nr. 6 LAAAB-77015