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BFH Urteil v. - V R 55/03 BStBl 2008 II S. 31

Gesetze: UStG 1980/1991/1993 § 4 Nr. 14, Nr. 16Richtlinie 77/388/EWG Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. b und c

Umsatzsteuerliche Behandlung medizinischer Laboruntersuchungen

Leitsatz

1. Ein Arzt für Laboratoriumsmedizin erbringt mit seinen medizinischen Analysen und Laboruntersuchungen, die er im Auftrag der behandelnden Ärzte oder deren Labore/Laborgemeinschaften ausführt, „ärztliche Heilbehandlungen” i.S. von Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. b der Richtlinie 77/388/EWG bzw. „Heilbehandlungen im Bereich der Humanmedizin” i.S. von Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. c der Richtlinie 77/388/EWG; es ist nicht erforderlich, dass diese Leistungen unmittelbar gegenüber den Patienten erbracht werden (EuGH-Rechtsprechung).

2. Umsätze eines Arztes für Laboratoriumsmedizin aus medizinischen Analysen und Laboruntersuchungen im Auftrag der behandelnden Ärzte oder deren Labore/Laborgemeinschaften sind auch dann nach § 4 Nr. 14 Satz 1 UStG 1980/1991/1993 steuerfrei, wenn er sie in der Rechtsform einer GmbH erbringt und er der alleinige Gesellschafter dieser GmbH ist.

3. Soweit solche Umsätze eines Arztes für Laboratoriumsmedizin sowohl unter die Befreiungsvorschrift des § 4 Nr. 14 Satz 1 UStG 1980/1991/1993 aufgrund dessen Anknüpfung an den Beruf (hier als Arzt) und dessen spezifische Umsätze als auch entsprechend Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. b der Richtlinie 77/388/EWG unter die des § 4 Nr. 16 Buchst. c UStG 1980/1991/ 1993 fallen, kann sich der Steuerpflichtige auf die für ihn günstigere Regelung des nationalen Rechts (§ 4 Nr. 14 UStG 1980/1991/1993) berufen. § 4 Nr. 14 UStG 1980/1991/1993 folgt insoweit einer anderen Systematik als Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. b und c der Richtlinie 77/388/EWG, die in erster Linie dem Ort der Leistungserbringung folgt. Der Anwendungsbereich des § 4 Nr. 14 UStG 1980/1991/1993 kann nicht im Wege der Auslegung auf den Anwendungsbereich des § 4 Nr. 16 Buchst. c UStG 1980/1991/1993 „begrenzt” werden.

4. § 4 Nr. 16 UStG 1980/1991/1993 verstößt gegen den gemeinschaftsrechtlichen Grundsatz der steuerlichen Neutralität, weil nicht für alle Kategorien privatrechtlicher Einrichtungen, die in Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. b der Richtlinie 77/388/EWG genannt sind, in Bezug auf die Erbringung vergleichbarer Leistungen die gleichen Bedingungen für ihre Anerkennung gelten.

5. Die 40 %-Grenze in § 4 Nr. 16 Buchst. c UStG 1980/1991/1993 bezieht sich nur auf die in § 4 Nr. 16 UStG 1980/1991/1993 genannten Umsätze selbst und nicht etwa auf den Gesamtumsatz des Unternehmers.

Fundstelle(n):
BStBl 2008 II Seite 31
BB 2007 S. 1210 Nr. 22
BFH/NV 2007 S. 1436 Nr. 7
BStBl II 2008 S. 31 Nr. 1
DB 2007 S. 1232 Nr. 22
DStR 2007 S. 946 Nr. 22
DStRE 2007 S. 732 Nr. 11
DStZ 2007 S. 471 Nr. 15
HFR 2007 S. 777 Nr. 8
KÖSDI 2007 S. 15581 Nr. 6
KÖSDI 2008 S. 15894 Nr. 2
NWB-Eilnachricht Nr. 22/2007 S. 1837
SJ 2007 S. 15 Nr. 16
StB 2007 S. 245 Nr. 7
StBW 2007 S. 4 Nr. 12
StC 2007 S. 10 Nr. 7
StuB-Bilanzreport Nr. 12/2007 S. 481
UR 2007 S. 497 Nr. 13
UStB 2007 S. 187 Nr. 7
UVR 2007 S. 195 Nr. 7
OAAAC-45800

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