Steuerrechtlich und insolvenzrechtlich unterschiedliche Bewertung der Lohnsteuer-Abführungspflicht des Arbeitgebers kann zur Pflichtenkollision führen
Leitsatz
1. Die steuerrechtlich und die insolvenzrechtlich unterschiedliche Bewertung der Lohnsteuer-Abführungspflicht des Arbeitgebers in insolvenzreifer Zeit kann zu einer Pflichtenkollision führen. Eine solche steht der Haftung des Geschäftsführers wegen Nichtabführung der Lohnsteuer aber jedenfalls dann nicht entgegen, wenn der Insolvenzverwalter die Beträge im gedachten Falle der pflichtgemäßen Zahlung der Lohnsteuer vom FA deshalb nicht herausverlangen kann, weil die Anfechtungsvoraussetzungen nach §§ 129 ff. InsO nicht vorliegen.
2. Die gesellschaftsrechtliche Pflicht des Geschäftsführers zur Sicherung der Masse i.S. des § 64 Abs. 2 GmbHG kann die Verpflichtung zur Vollabführung der Lohnsteuer allenfalls in den drei Wochen suspendieren, die dem Geschäftsführer ab Kenntnis der Überschuldung bzw. Zahlungsunfähigkeit der GmbH nach § 64 Abs. 1 GmbHG eingeräumt sind, um die Sanierungsfähigkeit der GmbH zu prüfen und Sanierungsversuche durchzuführen. Nur in diesem Zeitraum kann das die Haftung nach § 69 AO begründende Verschulden ausgeschlossen sein.
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Fundstelle(n): BStBl 2009 II Seite 348 AO-StB 2007 S. 230 Nr. 9 BB 2007 S. 1711 Nr. 32 BFH/NV 2007 S. 1732 Nr. 9 BStBl II 2009 S. 348 Nr. 10 DB 2007 S. 2122 Nr. 39 DStRE 2007 S. 1129 Nr. 17 GmbHR 2007 S. 999 Nr. 18 HFR 2007 S. 941 Nr. 10 KÖSDI 2007 S. 15657 Nr. 8 NJW 2007 S. 3520 Nr. 48 StB 2007 S. 325 Nr. 9 StBW 2007 S. 5 Nr. 16 StuB-Bilanzreport Nr. 15/2007 S. 596 ZIP 2007 S. 1604 Nr. 34 MAAAC-50817