Anspruch auf Vertrauensschutz bei Verschärfung der BFH-Rechtsprechung oder Abweichung von einer allgemein geübten Verwaltungspraxis
Leitsatz
1. Durch die Rechtsprechung ist geklärt, dass der Steuerpflichtige einen Anspruch auf Vertrauensschutz hat, wenn sich die Rechtsprechung des BFH verschärft oder von einer allgemein geübten Verwaltungspraxis abweicht und der Steuerpflichtige im Vertrauen auf die bisherige Rechtslage Dispositionen getroffen hat.
2. Soweit die Verwaltung den Vertrauensschutz nicht durch allgemeine Billigkeitsregelungen oder Übergangsregelungen berücksichtigt hat, muss ihm das FA durch Einzelmaßnahme (z.B. nach § 163 AO) Rechnung tragen.
3. Ein schützenswertes Vertrauen, das die Pflicht zum Erlass einer Übergangsregelung oder Billigkeitsmaßnahme im Einzelfall auslöst, ist nur gegeben, wenn als Vertrauensgrundlage eine gesicherte, für die Meinung des Steuerpflichtigen sprechende Rechtsauffassung bestand und die Rechtslage nicht als zweifelhaft erschien.
4. Eine gesicherte Rechtsauffassung kann aus einem schlichten Verwaltungsunterlassen —wie vorliegend bei jahrelanger Nichtbesteuerung von Schönheitsoperationen— nicht hergeleitet werden.
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Fundstelle(n): BStBl 2008 II Seite 405 AO-StB 2008 S. 36 Nr. 2 BB 2008 S. 1434 Nr. 27 BBK-Kurznachricht Nr. 3/2008 S. 122 BStBl II 2008 S. 405 Nr. 9 DB 2008 S. 107 Nr. 3 DStRE 2008 S. 249 Nr. 4 DStZ 2008 S. 94 Nr. 4 GStB 2008 S. 13 Nr. 4 KÖSDI 2008 S. 15895 Nr. 2 NJW 2008 S. 1760 Nr. 24 NWB-Eilnachricht Nr. 3/2008 S. 123 SJ 2008 S. 11 Nr. 5 StB 2008 S. 63 Nr. 3 StBW 2008 S. 5 Nr. 2 StuB-Bilanzreport Nr. 6/2008 S. 242 UR 2008 S. 183 Nr. 5 UStB 2008 S. 35 Nr. 2 UVR 2008 S. 100 Nr. 4 WPg 2008 S. 121 Nr. 3 SAAAC-67521