1. § 42 AO wird durch die spezielle Vorschrift zur Vermeidung von Missbräuchen in § 50d Abs. 1a EStG 1990 i.d.F. des StMBG abschließend verdrängt (Anschluss an und Abgrenzung zum Senatsurteil vom I R 35/96, BFHE 184, 476, BStBl II 1998, 235).
2. Die tatbestandlichen Voraussetzungen dafür, die Erstattung von Kapitalertragsteuer nach § 50d Abs. 1a EStG 1990 i.d.F. des StMBG zu versagen, müssen kumulativ vorliegen (Bestätigung des Senatsurteils vom I R 74, 88/04, BFHE 210, 117, BStBl II 2006, 118; Abweichung vom BStBl I 2006, 166).
3. Werden im Inland erzielte Einnahmen zur Vermeidung inländischer Steuern durch eine ausländische Basisgesellschaft in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft „durchgeleitet”, so kann ein Gestaltungsmissbrauch vorliegen, der es rechtfertigt, eine Erstattung von Kapitalerstragsteuer gemäß § 50d Abs. 1a EStG 1990 i.d.F. des StMBG zu versagen, wenn es sich um eine rein künstliche Gestaltung handelt. Davon ist auszugehen, wenn die ausländische Gesellschaft weder über Büroräume oder Personal noch über Kommunikationsmittel verfügt und es an objektiven, von dritter Seite nachprüfbaren Anhaltspunkten fehlt, die Rückschlüsse auf ein „greifbares Vorhandensein” der ausländischen Gesellschaft und für eine „wirkliche” eigenwirtschaftliche Tätigkeit zulassen, und wenn —wie allerdings regelmäßig bei Kapitalanlage- und Finanzierungsfunktionen— auch keine Umstände ersichtlich sind, welche vorhandene Substanzdefizite im konkreten Einzelfall ersetzen können.
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Fundstelle(n): BStBl 2008 II Seite 978 BB 2008 S. 1377 Nr. 26 BFH/NV 2008 S. 1044 Nr. 6 BFH/PR 2008 S. 296 Nr. 7 BStBl II 2008 S. 978 Nr. 21 DB 2008 S. 1020 Nr. 19 DStRE 2008 S. 812 Nr. 13 EStB 2008 S. 205 Nr. 6 FR 2008 S. 672 Nr. 14 GmbH-StB 2008 S. 192 Nr. 7 GmbHR 2008 S. 612 Nr. 11 HFR 2008 S. 574 Nr. 6 IStR 2008 S. 364 Nr. 10 IWB-Kurznachricht Nr. 10/2008 S. 492 KÖSDI 2008 S. 16044 Nr. 6 NWB-Eilnachricht Nr. 18/2008 S. 1625 RIW 2008 S. 406 Nr. 6 StB 2008 S. 190 Nr. 6 StBW 2008 S. 5 Nr. 9 StuB-Bilanzreport Nr. 9/2008 S. 363 ZAAAC-77619