Korrektur von Steuerbescheiden; Rechtserheblichkeit neuer
Tatsachen
Leitsatz
1. Ein Steuerbescheid darf wegen
nachträglich bekanntgewordener Tatsachen oder Beweismittel zugunsten des
Steuerpflichtigen nicht aufgehoben oder geändert werden, wenn das FA bei
ursprünglicher Kenntnis der Tatsachen oder Beweismittel mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht anders entschieden hätte.
2. Maßgebend für diese
Kausalitätsprüfung ist grundsätzlich der Zeitpunkt, in dem die
Willensbildung des FA über die Steuerfestsetzung abgeschlossen
wird.
3. Wie das FA bei Kenntnis bestimmter
Tatsachen und Beweismittel einen Sachverhalt in seinem ursprünglichen
Bescheid gewürdigt hätte, ist im Einzelfall aufgrund des Gesetzes,
wie es nach der damaligen Rechtsprechung des BFH ausgelegt wurde, und den die
FÄ bindenden Verwaltungsanweisungen zu beurteilen.
4. Liegen unmittelbar zu der
umstrittenen Rechtslage weder Rechtsprechung des BFH noch bindende
Verwaltungsanweisungen vor, so ist aufgrund anderer objektiver Umstände
abzuschätzen, wie das FA in Kenntnis des vollständigen Sachverhalts
entschieden hätte. Dabei sind das mutmaßliche Verhalten des
einzelnen Sachbearbeiters und seine individuellen Rechtskenntnisse ohne
Bedeutung.
Diese Entscheidung steht in Bezug zu
Fundstelle(n): BStBl 2010 II Seite 951 AO-StB 2010 S. 259 Nr. 9 BB 2010 S. 1630 Nr. 27 BB 2010 S. 1903 Nr. 32 BFH/NV 2010 S. 1520 Nr. 8 BFH/PR 2010 S. 346 Nr. 9 BStBl II 2010 S. 951 Nr. 18 DB 2010 S. 1387 Nr. 25 DB 2010 S. 6 Nr. 25 DStR 2010 S. 1335 Nr. 26 DStR-Aktuell 2010 S. 10 Nr. 25 DStRE 2010 S. 899 Nr. 14 DStZ 2010 S. 548 Nr. 15 GStB 2010 S. 29 Nr. 8 HFR 2010 S. 799 Nr. 8 KÖSDI 2010 S. 17031 Nr. 7 NJW 2010 S. 8 Nr. 28 NJW 2011 S. 112 Nr. 1 NWB-Eilnachricht Nr. 26/2010 S. 2032 StB 2010 S. 262 Nr. 8 StBW 2010 S. 596 Nr. 13 StC 2010 S. 12 Nr. 9 StuB-Bilanzreport Nr. 18/2010 S. 722 KAAAD-45068