Leitsatz
1. Eine juristische Person des öffentlichen Rechts ist
Unternehmer, wenn sie eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübt, die sich
aus ihrer Gesamtbetätigung heraushebt (richtlinienkonforme Auslegung des
§ 2 Abs. 3 Satz 1 UStG 1999 i.V.m. § 4 KStG
entsprechend Art. 4 Abs. 5 der Richtlinie 77/388/EWG).
2. Handelt sie dabei auf privatrechtlicher Grundlage durch Vertrag,
kommt es für ihre Unternehmereigenschaft auf weitere Voraussetzungen nicht
an. Übt sie ihre Tätigkeit auf öffentlich-rechtlicher Grundlage
z.B. durch Verwaltungsakt aus, ist sie Unternehmer, wenn eine Behandlung als
Nichtunternehmer zu größeren Wettbewerbsverzerrungen führen
würde.
3. Eine Gemeinde, die einen Marktplatz sowohl für eine
steuerpflichtige wirtschaftliche Tätigkeit als auch als
Straßenbaulastträger für hoheitliche Zwecke verwendet, ist aus
den von ihr bezogenen Leistungen für die Sanierung des Marktplatzes zum
anteiligen Vorsteuerabzug berechtigt.
4. Auf die Vorsteueraufteilung für Leistungsbezüge, die
einer wirtschaftlichen und einer nichtwirtschaftlichen Tätigkeit des
Unternehmers dienen, ist § 15 Abs. 4 UStG 1999 analog
anzuwenden.
Fundstelle(n):
BStBl 2012 II Seite 74
BB 2011 S. 1493 Nr. 24
BB 2011 S. 2019 Nr. 33
BFH/NV 2011 S. 1261 Nr. 7
BFH/PR 2011 S. 342 Nr. 9
BStBl II 2012 S. 74 Nr. 1
DB 2011 S. 1372 Nr. 24
DB 2011 S. 14 Nr. 23
DB 2011 S. 6 Nr. 23
DStR 2011 S. 1077 Nr. 23
DStRE 2011 S. 846 Nr. 13
DStZ 2011 S. 504 Nr. 14
GStB 2011 S. 298 Nr. 9
GStB 2011 S. 34 Nr. 9
GmbHR 2011 S. 200 Nr. 13
HFR 2011 S. 890 Nr. 8
KÖSDI 2011 S. 17503 Nr. 7
NWB-Eilnachricht Nr. 25/2011 S. 2109
StB 2011 S. 219 Nr. 7
StBW 2011 S. 588 Nr. 13
StuB-Bilanzreport Nr. 14/2011 S. 554
UR 2011 S. 617 Nr. 16
UStB 2011 S. 204 Nr. 7
UVR 2011 S. 228 Nr. 8
WPg 2011 S. 760 Nr. 16
WPg 2011 S. 790 Nr. 16
WPg 2012 S. 164 Nr. 3
HAAAD-84763