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BFH Urteil v. - I R 25/10

Gesetze: EStG 2002 § 20 Abs. 1 Nr. 1EStG 2002 § 36 Abs. 2 Nr. 2 und Abs. 4 Satz 2EStG 2002 § 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, Satz 3EStG 2002 § 43b Abs. 1, Abs. 2 Satz 3EStG 2002 § 44 Abs. 1 Satz 1 und 3EStG 2002 § 49 Abs. 1 Nr. 5 Buchst. aEStG 2002 § 50d Abs. 1 und Abs. 2KStG 2002 § 2 Nr. 1KStG 2002 § 8bKStG 2002 § 31 Abs. 1KStG 2002 § 32 Abs. 1 Nr. 2FVG § 5 Abs. 1 Nr. 2AO § 20 Abs. 3 und 4AO § 155 Abs. 1 Satz 3GG Art. 3 Abs. 1GG Art. 20 Abs. 3GG Art. 108EG Art. 56 Abs. 1Richtlinie 90/435/EWG Art. 2 Buchst. aRichtlinie 90/435/EWG Art. 5DBA Frankreich Art. 20 Abs. 2 Buchst. a Doppelbuchst. bb

Kapitalertragsteuer bei beschränkt steuerpflichtiger Kapitalgesellschaft in der Rechtsform der französischen „société par actions simplifiée” (S.A.S.): Unionsrechts- und Verfassungsmäßigkeit - Freistellungs- und Erstattungsverfahren - Zuständigkeit

Leitsatz

1. Eine französische Kapitalgesellschaft in der Rechtsform einer „société par actions simplifiée” (S.A.S.) war bis zum nicht als „Gesellschaft eines Mitgliedstaats” i.S. von Art. 2 Buchst. a i.V.m. Buchst. f des Anhangs der Richtlinie 90/435/EWG anzusehen. Dividendenzahlungen an eine solche Gesellschaft durch ihre deutsche Tochtergesellschaft erfüllten damit weder unmittelbar noch analog die Voraussetzungen des § 43b Abs. 2 Satz 1 EStG 2002 i.V.m. Anlage 2 Nr. 1 zu § 43b EStG 2002 (Anschluss an , Slg. 2009, I-9225).

2. Die Körperschaftsteuer für Kapitalerträge i.S. von § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG 2002, die nach § 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG 2002 i.V.m. § 31 Abs. 1 Satz 1 KStG 2002 dem Steuerabzug unterliegen, ist bei einer beschränkt steuerpflichtigen Kapitalgesellschaft als Bezieherin der Einkünfte nach § 32 Abs. 1 Nr. 2 KStG 2002 durch den Steuerabzug abgegolten. Dividenden, die an Gesellschaften mit Sitz in anderen Mitgliedstaaten ausgeschüttet werden, werden infolgedessen wirtschaftlich einer höheren Besteuerung unterworfen als Dividenden, die an Gesellschaften mit Sitz in Deutschland ausgeschüttet werden. Darin liegt ein Verstoß gegen die Kapitalverkehrsfreiheit des Art. 56 Abs. 1 EG (Anschluss an „Kommission ./. Deutschland”, DStR 2011, 2038, sowie an Senatsurteil vom I R 53/07, BFHE 224, 556).

3. Die nachträgliche Erstattung einbehaltener und abgeführter Kapitalertragsteuer kann, wenn die Voraussetzungen des § 50d Abs. 1 EStG 2002 nicht erfüllt sind, die Einbehaltung und Abführung aber gegen unionsrechtliche Grundfreiheiten verstößt, auf eine analoge Anwendung von § 50d Abs. 1 EStG 2002 gestützt werden. Zuständig für die Entscheidung über ein solches Erstattungsbegehren ist das FA, nicht das BZSt (Bestätigung und Fortführung der ständigen Senatsrechtsprechung). Eine vorherige Freistellung von der Pflicht zur Einbehaltung und Abführung von Kapitalertragsteuer nach § 50d Abs. 2 EStG 2002 ist unter diesen Umständen hingegen ausgeschlossen.

Fundstelle(n):
BB 2012 S. 1205 Nr. 19
BB 2012 S. 993 Nr. 16
BB 2013 S. 2013 Nr. 34
BFH/NV 2012 S. 871 Nr. 5
BFH/PR 2012 S. 187 Nr. 6
DB 2012 S. 838 Nr. 15
DStR 2012 S. 742 Nr. 15
DStRE 2012 S. 586 Nr. 9
DStZ 2012 S. 347 Nr. 10
EStB 2012 S. 166 Nr. 5
FR 2012 S. 524 Nr. 11
GStB 2012 S. 35 Nr. 9
GmbH-StB 2012 S. 171 Nr. 6
GmbHR 2012 S. 593 Nr. 10
HFR 2012 S. 616 Nr. 6
IStR 2012 S. 340 Nr. 9
IStR 2012 S. 8 Nr. 14
KÖSDI 2012 S. 17883 Nr. 5
NWB-Eilnachricht Nr. 16/2012 S. 1288
RIW 2012 S. 416 Nr. 6
StB 2012 S. 138 Nr. 5
StBW 2012 S. 339 Nr. 8
StBW 2012 S. 401 Nr. 9
StuB-Bilanzreport Nr. 9/2012 S. 366
Ubg 2012 S. 346 Nr. 5
PAAAE-06584

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