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BFH Urteil v. - I R 30/10

Gesetze: EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1, EStG § 36 Abs. 2 Nr. 2, EStG § 36 Abs. 4, EStG § 43 Abs. 1, EStG § 43b, EStG § 44 Abs. 1, EStG § 49 Abs. 1 Nr. 5a, EStG § 50d Abs. 1, KStG § 2 Nr. 1, KStG § 31 Abs. 1, KStG 32 Abs. 1 Nr. 2, AO § 20, AO § 155 Abs. 1, GG Art. 3, GG Art. 20 Abs. 3, EG Art. 56, DBA Frankreich Art. 20 Abs. 2

Kapitalertragsteuer bei beschränkt steuerpflichtiger Kapitalgesellschaft in der Rechtsform der französischen "société par actions simplifiée" (S.A.S.): Unionsrechts- und Verfassungsmäßigkeit; Freistellungs- und Erstattungsverfahren

Leitsatz

1. Eine französische Kapitalgesellschaft in der Rechtsform einer "société par actions simplifiée" (S.A.S.) war bis zum nicht als "Gesellschaft eines Mitgliedstaats" i.S. von Art. 2 Buchst. a i.V.m. Buchst. f des Anhangs der Richtlinie 90/435/EWG anzusehen. Dividendenzahlungen an eine solche Gesellschaft durch ihre deutsche Tochtergesellschaft erfüllten damit weder unmittelbar noch analog die Voraussetzungen des § 43b Abs. 2 Satz 1 EStG 2002 i.V.m. Anlage 2 Nr. 1 zu § 43b EStG 2002 (Anschluss an ).
2. Die Körperschaftsteuer für Kapitalerträge i.S. von § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG 2002, die nach § 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG 2002 i.V.m. § 31 Abs. 1 Satz 1 KStG 2002 dem Steuerabzug unterliegen, ist bei einer beschränkt steuerpflichtigen Kapitalgesellschaft als Bezieherin der Einkünfte nach § 32 Abs. 1 Nr. 2 KStG 2002 durch den Steuerabzug abgegolten.
3. Dividenden, die an Gesellschaften mit Sitz in anderen Mitgliedstaaten ausgeschüttet werden, werden infolgedessen wirtschaftlich einer höheren Besteuerung unterworfen als Dividenden, die an Gesellschaften mit Sitz in Deutschland ausgeschüttet werden. Darin liegt ein Verstoß gegen die Kapitalverkehrsfreiheit des Art. 56 Abs. 1 EG (Anschluss an "Kommission ./. Deutschland" sowie an Senatsurteil v. - I R 53/07).
4. Die nachträgliche Erstattung einbehaltener und abgeführter Kapitalertragsteuer kann, wenn die Voraussetzungen des § 50d Abs. 1 EStG 2002 nicht erfüllt sind, die Einbehaltung und Abführung aber gegen unionsrechtliche Grundfreiheiten verstößt, auf eine analoge Anwendung von § 50d Abs. 1 EStG 2002 gestützt werden. Zuständig für die Entscheidung über ein solches Erstattungsbegehren ist das Finanzamt, nicht das Bundeszentralamt für Steuern.
Vergleichbar .

Fundstelle(n):
BFH/NV 2012 S. 1105 Nr. 7
GmbHR 2012 S. 708 Nr. 12
IStR 2012 S. 379 Nr. 10
QAAAE-09663

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