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BFH Urteil v. - I R 69/12 BStBl 2024 II S. 720

Gesetze: EStG 1990 i.d.F. bis zur Änderung durch das JStG 1996 EStG 1990 i.d.F. bis zur Änderung durch das JStG 1996 § 36 Abs. 2 Nr. 3 Satz 1; EStG 1990 i.d.F. des JStG 1996/EStG 1997 § 36 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3; KStG 1991 § 44; KStG 1991 § 45; EG Art. 56 (= AEUV Art. 63); AO § 218 Abs. 2;

Schlussurteil zu den EuGH-Urteilen Meilicke I und Meilicke II: Anrechnung niederländischer und dänischer Körperschaftsteuer auf die Einkommensteuer

Leitsatz

1. Die Körperschaftsteuer einer unbeschränkt steuerpflichtigen Körperschaft wird nach § 36 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 Satz 4 Buchst. f EStG 1990 n.F./1997 nicht angerechnet, wenn die Einnahmen oder die anrechenbare Körperschaftsteuer bei der Veranlagung nicht erfasst werden. Dass die Anrechnungsbeschränkung auf unbeschränkt körperschaftsteuerpflichtige Körperschaften gegen die unionsrechtlich verbürgte Kapitalverkehrsfreiheit verstößt (Anschluss an EuGH-Urteil Meilicke I vom C-292/04, EU:C:2007:132, Slg. 2007, I-1835), ändert daran nichts. Anders verhielt es sich bezogen auf die anrechenbare Körperschaftsteuer allerdings nach Maßgabe von § 36 Abs. 2 Nr. 3 Satz 4 Buchst. f EStG 1990 a.F. für Veranlagungszeiträume bis 1995 (insoweit Bestätigung des Senatsurteils vom I R 101/92, BFHE 172, 370, BStBl II 1994, 191).

2. Um den unionsrechtlichen Anforderungen standzuhalten, muss bei der Berechnung des Anrechnungsbetrages die von der im Sitzmitgliedstaat der ausschüttenden Kapitalgesellschaft tatsächlich entrichtete Steuer berücksichtigt werden, wie sie sich aus den auf die Berechnung der Besteuerungsgrundlagen anwendbaren allgemeinen Regeln und aus dem Satz der Körperschaftsteuer im Sitzmitgliedstaat ergibt. Die tatsächliche Entrichtung der Körperschaftsteuer ist jedoch nicht Anrechnungsvoraussetzung. Die maßgebliche ausländische (hier dänische und niederländische) Körperschaftsteuer ist aus Gründen der unionsrechtlich einzufordernden Gleichbehandlung mit einem Inlandssachverhalt einem vom Anteilseigner vereinnahmten Beteiligungsertrag im grenzüberschreitenden Sachverhalt vielmehr nach den steuerlichen Grundsätzen einer „Verwendungsfiktion” zuzuordnen, und zwar unabhängig davon, ob es im Ausland an einer Verpflichtung zur Eigenkapitalgliederung fehlt.

3. Für die Anrechnung ausländischer Körperschaftsteuer bedarf es einerseits keiner „Schatten-Eigenkapitalgliederung”. Andererseits genügt aber auch die Vorlage einer „nur-formellen” Körperschaftsteuerbescheinigung der depotführenden Bank nicht, wenn dadurch der materiell-rechtliche Anrechnungsbetrag nicht definitiv belegt wird (Anschluss an das EuGH-Urteil Meilicke II vom C-262/09, EU:C:2011:438, Slg. 2011, I-5669).

4. Fehlt ein Nachweis der tatsächlich entrichteten Körperschaftsteuer, kann die Berechnung der Körperschaftsteuergutschrift nicht auf eine bloße Schätzung des einschlägigen Steuersatzes gestützt werden.

Tatbestand

Fundstelle(n):
BStBl 2024 II Seite 720
AG 2015 S. 543 Nr. 15
BB 2015 S. 1557 Nr. 26
BFH/NV 2015 S. 1037 Nr. 7
BFH/PR 2015 S. 266 Nr. 8
DB 2015 S. 11 Nr. 24
DB 2015 S. 1381 Nr. 24
DB 2015 S. 6 Nr. 24
DStR 2015 S. 1297 Nr. 24
DStRE 2015 S. 825 Nr. 13
DStZ 2015 S. 539 Nr. 14
EStB 2015 S. 232 Nr. 7
FR 2015 S. 1137 Nr. 24
FR 2015 S. 1137 Nr. 24
FR 2015 S. 1137 Nr. 24
GmbH-StB 2015 S. 250 Nr. 9
GmbHR 2015 S. 758 Nr. 14
HFR 2015 S. 860 Nr. 9
IStR 2015 S. 475 Nr. 13
KSR direkt 2015 S. 5 Nr. 7
KÖSDI 2015 S. 19391 Nr. 7
NWB-Eilnachricht Nr. 25/2015 S. 1816
PIStB 2015 S. 202 Nr. 8
RIW 2016 S. 82 Nr. 1
StB 2015 S. 215 Nr. 7
StBW 2015 S. 602 Nr. 16
StBW 2015 S. 615 Nr. 16
StuB-Bilanzreport Nr. 12/2015 S. 478
Ubg 2015 S. 429 Nr. 7
ZIP 2015 S. 1224 Nr. 25
ZIP 2015 S. 48 Nr. 24
RAAAE-91970

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