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BFH Urteil v. - I R 25/14 BStBl 2018 II S. 124

Gesetze: EStG 1999 § 15 Abs. 4 Satz 3; EStG 1999 § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4; EStG 2002 i.d.F. des UntStRefG 2008 § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3; KWG 1998 § 1 Abs. 11; KWG i.d.F. des FMRL UmsG § 1 Abs. 11 Satz 4 Nr. 1; WpHG 1998 § 2 Abs. 2; WpHG i.d.F. des FMRL UmsG § 2 Abs. 2 Nr. 1; GG Art. 3 Abs. 1;

Verfassungsmäßigkeit und Reichweite der Verlustausgleichs- und Abzugsbeschränkung für betriebliche Termingeschäfte

Leitsatz

1. Die Verlustausgleichs- und Abzugsbeschränkung für Termingeschäfte nach § 15 Abs. 4 Satz 3 EStG 1999 ist verfassungsgemäß (Anschluss an , BFHE 253, 260).

2. Der Tatbestand des § 15 Abs. 4 Satz 3 EStG 1999 setzt keine Spekulationsabsicht des Steuerpflichtigen voraus. Die Verlustausgleichs- und Abzugsbeschränkung entfällt nicht, wenn der für eine GmbH handelnde Mitarbeiter die Geschäfte (hier: Devisentermingeschäfte) auf strafbare Weise (Untreue) ohne Wissen und Wollen der Unternehmensleitung und entgegen einer Konzernrichtlinie initiiert hat.

3. Die Verlustausgleichs- und Abzugsbeschränkung greift u.a. nicht, soweit die Termingeschäfte zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb bei Kreditinstituten, Finanzdienstleistungsunternehmen und Finanzunternehmen gehören (§ 15 Abs. 4 Satz 3 Halbsatz 2 EStG 1999). Zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb können solche Geschäfte nicht gehören, die das betreffende Unternehmen nach den sich selbst auferlegten Vorgaben nicht betreiben darf und die von einem Mitarbeiter ohne Wissen und Wollen der Geschäftsleitung initiiert worden sind.

4. Der Tatbestand des § 15 Abs. 4 Satz 3 EStG 1999 umfasst nicht solche Termingeschäfte, die auf die „physische“ Lieferung des Basiswerts gerichtet sind (entgegen DB 2005, 2269). Aus wirtschaftlicher Sicht nicht auf „physische“ Lieferung, sondern auf Differenzausgleich gerichtet sind jedoch Devisentermingeschäfte auch dann, wenn Eröffnungsgeschäft und Gegengeschäft „brutto“ abgewickelt werden. Dies setzt zwar nicht die Nämlichkeit des Vertragspartners voraus; erforderlich ist aber, dass das Gegengeschäft zeitlich vor Fälligkeit des Eröffnungsgeschäfts abgeschlossen worden ist.

Tatbestand

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BFH:2016:U.060716.IR25.14.0

Fundstelle(n):
BStBl 2018 II Seite 124
AG 2016 S. 902 Nr. 24
BB 2016 S. 2517 Nr. 42
BB 2016 S. 2593 Nr. 43
BFH/NV 2016 S. 1821 Nr. 12
BFH/PR 2017 S. 8 Nr. 1
BStBl II 2018 S. 124 Nr. 4
DB 2016 S. 12 Nr. 41
DB 2016 S. 2455 Nr. 42
DB 2016 S. 6 Nr. 41
DStR 2016 S. 2388 Nr. 41
DStRE 2016 S. 1333 Nr. 21
DStZ 2016 S. 842 Nr. 22
EStB 2016 S. 399 Nr. 11
FR 2017 S. 28 Nr. 1
GStB 2016 S. 46 Nr. 12
GmbH-StB 2016 S. 352 Nr. 12
GmbHR 2016 S. 1207 Nr. 22
HFR 2016 S. 972 Nr. 11
KSR direkt 2016 S. 6 Nr. 11
KÖSDI 2016 S. 20030 Nr. 11
NWB-EV 2016 S. 367 Nr. 11
NWB-Eilnachricht Nr. 42/2016 S. 3137
StB 2016 S. 282 Nr. 10
StuB-Bilanzreport Nr. 20/2016 S. 795
Ubg 2016 S. 681 Nr. 11
WPg 2016 S. 1203 Nr. 21
ZIP 2016 S. 2264 Nr. 47
ZIP 2016 S. 80 Nr. 41
wistra 2016 S. 4 Nr. 12
OAAAF-83722

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