Konkurrenz von Kindergeldansprüchen zwischen zwei EU-Staaten - Bindungswirkung der Entscheidungen ausländischer Behörden - Kindergeldanspruch bei Leistungen nach dem SGB II
Leitsatz
1. Die positive Entscheidung, mit der die zuständige ausländische Behörde einen Kindergeldanspruch nach ihrem nationalen Recht bejaht hat, ist für die Familienkasse bindend, soweit die Auslegung von Unionsrecht nicht betroffen ist.
2. Die Bindungswirkung hat zur Folge, dass die Familienkassen und die Finanzgerichte nicht befugt sind, die Richtigkeit dieser Entscheidung zu überprüfen und selbst das ausländische Recht festzustellen und anzuwenden. Nach den Grundsätzen der vertrauensvollen Zusammenarbeit (Art. 4 Abs. 3 EUV) ist davon auszugehen, dass die inländische Familienkasse von der Verpflichtung und Berechtigung enthoben werden soll, die Frage nach dem tatsächlichen Vorliegen des materiellen Anspruchs im anderen Mitgliedstaat selbst zu beantworten.
3. Für die im Rahmen der Konkurrenzregelung des Art. 68 Abs. 1 der VO Nr. 883/2004 zu prüfende Frage, was die Ansprüche auslöst, ist nicht auf die nationalen Regelungen nach §§ 62 ff. EStG, sondern auf die Vorschriften der Art. 11 bis 16 der VO Nr. 883/2004 abzustellen.
4. Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts für Arbeitssuchende nach dem SGB II sind weder Leistungen nach Art. 11 Abs. 2 noch nach Art. 11 Abs. 3 Buchst. c, sondern Leistungen gemäß Art. 11 Abs. 3 Buchst. e der VO Nr. 883/2004.
Fundstelle(n): BStBl 2017 II Seite 1237 BFH/NV 2017 S. 1672 Nr. 12 BFH/PR 2018 S. 3 Nr. 1 BStBl II 2017 S. 1237 Nr. 25 DB 2017 S. 6 Nr. 43 DStR 2017 S. 2319 Nr. 43 DStRE 2017 S. 1402 Nr. 22 EStB 2018 S. 16 Nr. 1 FR 2018 S. 286 Nr. 6 GStB 2018 S. 5 Nr. 2 HFR 2017 S. 1127 Nr. 12 NJW 2017 S. 3680 Nr. 50 NWB-Eilnachricht Nr. 45/2017 S. 3404 PIStB 2018 S. 2 Nr. 1 StB 2017 S. 361 Nr. 12 wistra 2017 S. 4 Nr. 12 AAAAG-60393