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BFH Urteil v. - I R 73/16 BStBl 2019 II S. 394

Gesetze: AStG i.d.F. des StVergAbG § 1 Abs. 1; AStG i.d.F. des StVergAbG § 1 Abs. 4; KStG § 8b Abs. 3 Satz 3; WÜRV WÜRV Art. 31 Abs. 1; OECD MustAbk Art. 3 Abs. 2; OECD MustAbk Art. 9 Abs. 1; DBA Belgien 1967 Art. 3 Abs. 2; DBA Belgien 1967 Art. 9;

Einkünftekorrektur nach § 1 Abs. 1 AStG bei gewinnmindernder Ausbuchung einer unbesichert im Konzern begebenen Darlehensforderung

Leitsatz

1. Die Abgrenzung zwischen betrieblich veranlassten Darlehen und durch das Gesellschaftsverhältnis veranlassten Einlagen ist anhand der Gesamtheit der objektiven Gegebenheiten vorzunehmen. Einzelnen Kriterien des Fremdvergleichs ist dabei nicht die Qualität unverzichtbarer Tatbestandsvoraussetzungen beizumessen (Bestätigung des Senatsurteils vom I R 24/97, BFHE 184, 482, BStBl II 1998, 573, unter II.2.).

2. Der Topos des sog. Konzernrückhalts beschreibt lediglich den rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen der Unternehmensverflechtung und bringt die Üblichkeit zum Ausdruck, innerhalb eines Konzerns Kreditansprüche nicht wie unter Fremden abzusichern (insoweit entgegen , BFHE 250, 386, BStBl II 2016, 258, und vom I R 24/97, BFHE 184, 482, BStBl II 1998, 573, unter II.3.d).

3. Die fehlende Darlehensbesicherung gehört grundsätzlich zu den nicht fremdüblichen „Bedingungen“ i.S. des § 1 Abs. 1 AStG. Gleiches gilt für Art. 9 Abs. 1 OECD-MustAbk (hier: Art. 9 DBA-Belgien 1967).

4. Art. 9 Abs. 1 OECD-MustAbk (hier: Art. 9 DBA-Belgien 1967) beschränkt den Korrekturbereich des § 1 Abs. 1 AStG nicht auf sog. Preisberichtigungen, sondern ermöglicht auch die Neutralisierung der gewinnmindernden Ausbuchung einer Darlehensforderung oder einer Teilwertabschreibung hierauf (entgegen , BFHE 250, 386, BStBl II 2016, 258, und vom I R 23/13, BFHE 248, 170, BStBl II 2016, 261).

5. Ob einer Korrektur nach § 1 Abs. 1 AStG der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz des Unionsrechts entgegensteht, bestimmt sich nach einer Gesamtwürdigung der Umstände des jeweiligen Einzelfalls. Dabei sind das wirtschaftliche Eigeninteresse und die Finanzierungsverantwortung auf der einen Seite sowie die strukturelle Nähe zur Eigenkapitalausstattung und die Änderung des Vermögens- und Liquiditätsstatus des Darlehensgebers auf der anderen Seite zu berücksichtigen.

6. Mit am veröffentlichtem Beschluss vom - 2 BvR 1161/19 hat die 3. Kammer des Zweiten Senats des BVerfG der Verfassungsbeschwerde stattgegeben, das aufgehoben und die Sache an den BFH zurückverwiesen. Der Rechtsstreit wird nun unter dem neuen Az. I R 15/21 geführt.

Tatbestand

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BFH:2019:U.270219.IR73.16.0

Fundstelle(n):
BStBl 2019 II Seite 394
BB 2019 S. 1192 Nr. 21
BB 2019 S. 1327 Nr. 23
BB 2019 S. 2268 Nr. 39
BBK-Kurznachricht Nr. 12/2019 S. 565
BFH/NV 2019 S. 731 Nr. 7
BFH/PR 2019 S. 202 Nr. 8
BStBl II 2019 S. 395 Nr. 11
DB 2019 S. 1120 Nr. 20
DB 2019 S. 15 Nr. 20
DStR 2019 S. 1034 Nr. 20
DStRE 2019 S. 787 Nr. 12
DStZ 2019 S. 445 Nr. 13
EStB 2019 S. 210 Nr. 6
FR 2019 S. 526 Nr. 11
GStB 2019 S. 27 Nr. 7
GmbHR 2019 S. 725 Nr. 13
HFR 2019 S. 556 Nr. 7
IStR 2019 S. 549 Nr. 14
KoR 2019 S. 311 Nr. 6
KÖSDI 2019 S. 21258 Nr. 6
KÖSDI 2019 S. 21265 Nr. 6
NWB-Eilnachricht Nr. 21/2019 S. 1507
NWB-Eilnachricht Nr. 23/2019 S. 1648
PIStB 2020 S. 4 Nr. 1
RIW 2019 S. 396 Nr. 6
StB 2019 S. 208 Nr. 7
StuB-Bilanzreport Nr. 11/2019 S. 450
WPg 2019 S. 642 Nr. 11
ZIP 2019 S. 1066 Nr. 22
ZIP 2019 S. 40 Nr. 20
wistra 2019 S. 3 Nr. 7
BAAAH-14765

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