Nachträgliche Wahl der Antragsveranlagung nach § 32d Abs. 4 EStG; Nichtigkeit eines Schätzungsbescheids
Leitsatz
1. Der Antrag auf Einbeziehung der Kapitalerträge in die Einkommensteuerveranlagung nach § 32d Abs. 4 EStG (sog. Antragsveranlagung) stellt ein unbefristetes Veranlagungswahlrecht dar (Bestätigung der BFH-Rechtsprechung).
2. Der Antrag nach § 32d Abs. 4 EStG kann zeitlich auch nach der Abgabe der Einkommensteuererklärung gestellt werden, sofern die Steuerfestsetzung zu diesem Zeitpunkt verfahrensrechtlich noch änderbar ist.
3. Bei der Entscheidung, ob die nachträglich bekanntgewordene Tatsache der Erzielung von Einkünften aus Kapitalvermögen zu einer höheren (§ 173 Abs. 1 Nr. 1 AO) oder einer niedrigeren (§ 173 Abs. 1 Nr. 2 AO) Steuer führt, ist nicht nur die festgesetzte Einkommensteuer, sondern auch die durch den Abzug vom Kapitalertrag abgegoltene Einkommensteuer in den Vergleich einzubeziehen.
4. Die Schätzung von Besteuerungsgrundlagen kann nur ausnahmsweise, nämlich bei Vorliegen von Willkürmaßnahmen, zur Nichtigkeit des Schätzungsbescheides führen.
Tatbestand
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ECLI Nummer: ECLI:DE:BFH:2019:U.210819.XR16.17.0
Fundstelle(n): BStBl 2020 II Seite 99 AO-StB 2020 S. 44 Nr. 2 BFH/NV 2020 S. 278 Nr. 3 BFH/PR 2020 S. 98 Nr. 4 BStBl II 2020 S. 99 Nr. 3 DB 2020 S. 6 Nr. 1 DStR 2020 S. 105 Nr. 3 DStRE 2020 S. 178 Nr. 3 EStB 2020 S. 50 Nr. 2 FR 2020 S. 326 Nr. 7 GStB 2020 S. 13 Nr. 4 HFR 2020 S. 365 Nr. 4 KÖSDI 2020 S. 21594 Nr. 2 KÖSDI 2020 S. 21601 Nr. 2 NWB-EV 2020 S. 65 Nr. 2 NWB-Eilnachricht Nr. 4/2020 S. 224 StuB-Bilanzreport Nr. 3/2020 S. 114 HAAAH-39355