Offenbare Unrichtigkeit i.S. des § 129 Satz 1 AO bei Einsatz eines Risikomanagementsystems
Leitsatz
1. Sind vom Steuerpflichtigen in seiner Steuererklärung angegebene Einkünfte im Einkommensteuerbescheid nicht berücksichtigt worden, weil die Anlage S zur Einkommensteuererklärung versehentlich nicht eingescannt und die angegebenen Einkünfte somit nicht in das elektronische System übernommen wurden, liegt ein mechanisches Versehen und somit grundsätzlich eine offenbare Unrichtigkeit i.S. des § 129 Satz 1 AO vor.
2. Ein mechanisches Versehen ist nicht mehr gegeben, sondern es liegt ein Fehler im Bereich der Sachverhaltsermittlung nach § 88 AO vor, wenn der Sachbearbeiter eine weitere Sachverhaltsermittlung unterlässt, obwohl sich ihm aufgrund der im Rahmen des Risikomanagementsystems ergangenen Prüf- und Risikohinweise eine weitere Prüfung des Falles hätte aufdrängen müssen.
Fundstelle(n): BStBl 2020 II Seite 433 AO-StB 2020 S. 212 Nr. 7 BBK-Kurznachricht Nr. 13/2020 S. 597 BFH/NV 2020 S. 789 Nr. 9 BFH/PR 2020 S. 239 Nr. 9 BStBl II 2020 S. 433 Nr. 12 DB 2020 S. 1212 Nr. 23 DB 2020 S. 13 Nr. 22 DB 2020 S. 15 Nr. 22 DStR 2020 S. 1127 Nr. 21 DStRE 2020 S. 692 Nr. 11 DStZ 2020 S. 559 Nr. 15 HFR 2020 S. 756 Nr. 9 KÖSDI 2020 S. 21770 Nr. 6 NJW 2020 S. 1902 Nr. 26 NWB-Eilnachricht Nr. 23/2020 S. 1678 StuB-Bilanzreport Nr. 14/2020 S. 572 wistra 2020 S. 4 Nr. 7 LAAAH-49574