Steuerbarkeit des insolvenzbedingten Untergangs von Aktien
Leitsatz
1. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und Abs. 2 Satz 2 EStG enthalten eine planwidrige Regelungslücke, soweit die dort enthaltenen Realisationstatbestände den Entzug von Aktien aufgrund der Auflösung und Abwicklung einer inländischen AG durch ein Insolvenzverfahren mit anschließender Löschung im Register nicht unmittelbar erfassen. Die planwidrige Regelungslücke ist durch eine entsprechende Anwendung des Veräußerungstatbestands gemäß § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG zu schließen.
2. Von einer „Veräußerung“ der Aktien ist danach auszugehen, wenn die AG bei Vermögenslosigkeit gemäß § 394 Abs. 1 Satz 2 FamFG im Register gelöscht wird und das Mitgliedschaftsrecht des Aktionärs erlischt. Bei einer (früheren) Ausbuchung der Aktien aus dem Depot des Steuerpflichtigen durch die Depotbank wird der Tatbestand schon zu diesem Zeitpunkt verwirklicht.
3. Der Veräußerungstatbestand ist noch nicht verwirklicht, wenn der Aktionär schon vor der Löschung der AG mit einer Auskehrung von Vermögen im Rahmen der Schlussverteilung des Vermögens der AG objektiv nicht mehr rechnen kann oder die Notierung der Aktien an der Börse eingestellt oder deren Börsenzulassung widerrufen wird.
Fundstelle(n): BStBl 2021 II Seite 378 AG 2021 S. 519 Nr. 13 BFH/NV 2021 S. 585 Nr. 5 BFH/PR 2021 S. 211 Nr. 6 BStBl II 2021 S. 378 Nr. 9 BStBl II 2021 S. 378 Nr. 9 DB 2021 S. 14 Nr. 11 DB 2021 S. 541 Nr. 11 DB 2021 S. 6 Nr. 11 DStR 2021 S. 599 Nr. 10 DStRE 2021 S. 439 Nr. 7 EStB 2021 S. 197 Nr. 5 FR 2023 S. 374 Nr. 8 GStB 2021 S. 29 Nr. 9 HFR 2021 S. 473 Nr. 5 KoR 2021 S. 242 Nr. 5 KÖSDI 2021 S. 22182 Nr. 4 NWB-Eilnachricht Nr. 11/2021 S. 748 NWB-Eilnachricht Nr. 12/2021 S. 816 StuB-Bilanzreport Nr. 7/2021 S. 303 Ubg 2021 S. 292 Nr. 5 ZIP 2021 S. 21 Nr. 11 ZIP 2021 S. 631 Nr. 12 wistra 2021 S. 5 Nr. 5 DAAAH-73599