Gründung einer GmbH: Vertragsschluss mit Vorgründungsgesellschaft; Vertretungsmacht des Vorstands einer im steuerrechtlichen Sinne „gemeinnützigen“ Stiftung
Leitsatz
1. Die Auslegung eines vor Abschluss des Gesellschaftsvertrags von den Gründern eingegangenen Rechtsgeschäfts kann ergeben, dass ausschließlich die erst zu gründende, noch nicht existierende GmbH berechtigt und verpflichtet werden soll. In diesem Fall ist regelmäßig davon auszugehen, dass die Wirksamkeit des Rechtsgeschäfts unter der aufschiebenden Bedingung der Entstehung der GmbH steht. Ein solches Rechtsgeschäft ist nach § 177 BGB genehmigungsbedürftig (Anschluss an und Fortentwicklung von , NJW 1983, 2822; vom - II ZR 276/83, BGHZ 91, 148, 153; vom - II ZR 63/91, GmbHR 1992, 164 und vom - IV ZR 335/94, WM 1996, 722, 723).
2. Die Vertretungsmacht des Vorstands einer Stiftung ist gemäß § 26 Abs. 1 Satz 2 i.V.m. § 86 Satz 1 BGB umfassend und unbeschränkt, soweit sie nicht nach § 26 Abs. 1 Satz 3 i.V.m. § 86 Satz 1 BGB durch die Satzung beschränkt wird. Einer generellen Einschränkung durch den Stiftungszweck unterliegt sie nicht (Aufgabe von , GRUR 1953, 446 und vom - IV ZR 221/56, LM Nr. 1 zu § 85 BGB).
3. Eine die Vertretungsmacht des Stiftungsvorstands einschränkende Satzungsbestimmung wirkt gegenüber Dritten nur, wenn sie auch den Umfang der Beschränkung klar und eindeutig regelt. Einer näheren Konkretisierung des Kriteriums der steuerrechtlichen "Gemeinnützigkeit" bedarf es dabei grundsätzlich nicht.
Fundstelle(n): BB 2021 S. 1345 Nr. 23 BB 2021 S. 1537 Nr. 26 BB 2021 S. 2504 Nr. 43 DB 2021 S. 1257 Nr. 23 DNotZ 2022 S. 150 Nr. 2 DStR 2021 S. 1558 Nr. 26 GmbH-StB 2021 S. 244 Nr. 8 GmbHR 2021 S. 813 Nr. 15 NJW 2021 S. 2036 Nr. 28 NWB-Eilnachricht Nr. 22/2021 S. 1580 WM 2021 S. 1079 Nr. 22 ZIP 2021 S. 1160 Nr. 22 RAAAH-79698