Zur Verfahrensaussetzung bei zweifelhafter Annahme einer typisch stillen Gesellschaft
Leitsatz
1. Erscheint es möglich, dass Einnahmen aus einer Beteiligung an einem Handelsgewerbe als atypisch stiller Gesellschafter im Rahmen einer Mitunternehmerschaft erzielt werden, muss das FG das Verfahren über die Rechtmäßigkeit des Einkommensteuerbescheides, in dem Einkünfte aus Kapitalvermögen gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 4 EStG erfasst sind, gemäß § 74 FGO aussetzen, bis durch einen —positiven oder negativen— Bescheid entschieden ist, ob eine gesonderte und einheitliche Feststellung geboten ist. Unterbleibt dies, liegt ein von Amts wegen zu berücksichtigender Verstoß gegen die Grundordnung des Verfahrens vor.
2. Bleibt das Mitunternehmerrisiko eines stillen Gesellschafters hinter der Rechtsstellung zurück, die das HGB dem Kommanditisten zuweist, ist gleichwohl von einem atypisch stillen Gesellschaftsverhältnis auszugehen, wenn die Möglichkeit des stillen Gesellschafters zur Entfaltung von Mitunternehmerinitiative besonders stark ausgeprägt ist. Diese Möglichkeit kann sich bei einer GmbH & Still auch aus der Stellung des stillen Gesellschafters als Geschäftsführer oder Prokurist der GmbH ergeben (vgl. , BFHE 258, 459, BStBl II 2017, 1133).
Fundstelle(n): BStBl 2021 II Seite 614 AO-StB 2021 S. 363 Nr. 11 BFH/NV 2021 S. 1028 Nr. 8 BFH/PR 2021 S. 315 Nr. 9 BStBl II 2021 S. 614 Nr. 14 DB 2021 S. 1581 Nr. 29 DB 2021 S. 6 Nr. 24 DStR 2021 S. 12 Nr. 23 DStRE 2021 S. 945 Nr. 15 DStZ 2021 S. 550 Nr. 14 EStB 2021 S. 326 Nr. 8 FR 2022 S. 627 Nr. 14 GmbH-StB 2021 S. 237 Nr. 8 GmbHR 2021 S. 889 Nr. 16 HFR 2021 S. 777 Nr. 8 KÖSDI 2021 S. 22305 Nr. 7 NWB-Eilnachricht Nr. 24/2021 S. 1706 NWB-Eilnachricht Nr. 50/2021 S. 3713 StBp 2022 S. 103 Nr. 4 StBp 2022 S. 110 Nr. 4 StuB-Bilanzreport Nr. 13/2021 S. 550 ZIP 2021 S. 1702 Nr. 33 wistra 2021 S. 3 Nr. 7 OAAAH-80855