Offenbare Unrichtigkeit nach § 129 AO bei fehlender Erkennbarkeit des zutreffenden Werts
Leitsatz
1. Allein der Umstand, dass zur Bestimmung der zutreffenden Höhe des steuerlichen Einlagekontos nicht die mechanische Übernahme der im Jahresabschluss angegebenen Kapitalrücklage ausreicht, sondern auf einer zweiten Stufe noch weitere Sachverhaltsermittlungen zur tatsächlichen Höhe des steuerlichen Einlagekontos erforderlich sind, schließt eine offenbare Unrichtigkeit i.S. des § 129 Satz 1 AO nicht aus.
2. Zumindest in denjenigen Fällen, in denen die offenbare Unrichtigkeit auf der versehentlichen Nichtangabe eines Werts in der Steuererklärung beruht, ist § 129 Satz 1 AO bereits dann anwendbar, wenn für jeden unvoreingenommenen Dritten klar und deutlich erkennbar ist, dass die Nichtangabe fehlerhaft ist (Anschluss an das , BFHE 264, 393, BStBl II 2020, 37). Entsprechendes muss gelten, wenn (nur) die Angabe einer Endsumme mit 0 € erfolgt und dies erkennbar unrichtig ist.
Fundstelle(n): BStBl 2022 II Seite 827 AO-StB 2022 S. 270 Nr. 9 BB 2022 S. 1750 Nr. 31 BB 2022 S. 1884 Nr. 33 BBK-Kurznachricht Nr. 16/2022 S. 741 BFH/NV 2022 S. 936 Nr. 9 BFH/PR 2022 S. 293 Nr. 10 DB 2022 S. 2456 Nr. 42 DStR 2022 S. 1533 Nr. 30 DStRE 2022 S. 1016 Nr. 16 GStB 2022 S. 37 Nr. 12 GmbH-StB 2022 S. 277 Nr. 9 GmbHR 2022 S. 993 Nr. 18 KoR 2022 S. 384 Nr. 9 KÖSDI 2022 S. 22884 Nr. 9 NWB-Eilnachricht Nr. 31/2022 S. 2185 StBp 2022 S. 338 Nr. 10 StuB-Bilanzreport Nr. 16/2022 S. 638 PAAAJ-18502